Hüttentransalp



Für die kommende Woche ist super Wetter vorrausgesagt, also Ideale Bedingungen für unsere Hüttentransalp. Aber was ist das, als ich um 6:30 in meinem Camping Auto die Augen aufmache prasselt Regen aufs Dach :(
Also nochmal rumdrehen... wird schon noch.

Gegen Mittag treffe ich dann meine Teilnehmer, 5 motivierte Menschen... 4 Jungs, ein Mädel. Einer hat noch kurz vorher krankheitsbedingt abgesagt.
Das Wetter hat sich gebessert, und die Stimmung damit gleich mit.
Wir starten die Tour und das kennenlernen erstmal ganz entspannt und ohne Hektik mit einem Kaffe und Brotzeit auf dem Wanderparkplatz Verwall. Gut gestärkt und nach kleinem Bikecheck wirds dann ernst... ab aufs Fahrrad und hinauf zur Heilbronner Hütte.

Der Erste Tag scheint für alle noch ein klacks, fix sind wir oben und so richtig geschafft wirkt auch niemand, wobei... als wir das letzte Steilstück kurz vor der Hütte die Räder schultern müssen gibt es mal ganz kurz andachtvolle Gesichter.

Auf der gemütlichen Hütte mit der wunderbaren Gastgeberin Olivia lässt es sich aushalten. Rotwein mit Johannisbersaft ist der Geheimtipp auf der Hütte, dazu gibts deftiges Essen. Wir unterhalten uns über Gott und die Welt, gesellschaftskritische Themen und lernen uns dabei vorsichtig kennen.





Der Morgen auf der Hütte ist was ganz besonderes. Die stimmung wenn die Sonne langsam hinter den Bergen auftaucht verzaubert uns alle. Jetzt wird gefrühstückt, denn ohne Mampf... kein Kampf..., oder wie sagt mal gleich.

Ab ins Tal... dann nach Ischgl und schlussendlich wieder rauf zur Heidelberger Hütte. So hab ich am vorabend die Strecke beschrieben. Der Downhill richtung Kopsstausee (Galtür) ist schonmal ein harter Brocken, im wahrsten Sinne des Wortes. An derartig loosen Untergrund mit lauter Steinen im Trail muss man sich erstmal gewöhnen.

In Ischgl nehmen wir die Seilbahn rauf zum Vierderjoch, erst die Gondel, dann den Sessellift und haben fix 1400hm überwunden. Daniel kennt den Skizirkus in Ischgl und punktet heute mit Ortskenntnis. Wir quälen uns hoch auf die elend steile Greitspitze auf knapp 3000m höhe und freuen uns auf eins der Highlights. Den Kammtrail bzw Salaser Kopf Trail.






Am ende des Biketages kurbeln wir wieder ein Stück bergauf durch das Fimbatal zur Heidelberger Hütte. Loisl, der Hüttenpächter und Chef punktet mit kessen Sprüchen und herzlicher Gastfreundschaft sowie gutem Essen.

Fimbapass, oh du heiliger Bergpfad. Früh morgends machen wir uns auf die Socken zum längsten und schönsten Singletrail der Tour. Aber erstmal zu Fuß, schiebend, tragend, und ab und an mal kurz fahrend, 350hm bis zur Passhöhe.





Der Trail geht gefühlt nie endend durch das Einsame Tal, anspruchsvoll, steinig, später etwas gutmütiger. Dann gott sei dank in Griosch eine Pause bei Chasper und seiner Frau Doris auf der "wilden Wiese"



In Griosch ist der Spaß aber noch nicht vorbei, auf Wald und Wurzeltrails, Hängebrücken über Schluchten geht es weiter Talwärts. Am Ende erreichen wir SurEn mit dem direkt am Inn gelegenen Campingplatz zu einer weiteren Pause.

Val d'Uina... für Mountainbiker bzw Alpencrosser sicher der legänderste Abschnitt der Tour, wartet nun auf uns. Es geht lange lange Bergauf bis zur kleinen Alm UinaDadaint. Ab hier in etwa beginnt der beeindruckende Weg durch den Fels. Tief unten hämmert der Bach durch die Schlucht dem Tal entgegen. Der Weg mündet am Ausgang der Schlucht auf einer traumhaften Hochebene, blicke auf Südtirols höchsten Berg werden frei und um die Ecke erreichen wir die Sesvenna Hütte.









Die Sesvenna Hütte hat seit diesem Jahr einen neuen Pächter. Andreas und Harald Pobitzer haben die Hütte 17 Jahre bewirtschaftet. Für mich war es kaum vorstellbar das die zwei Südtiroler Vorzeigebuben irgendwann mal was anderes machen. Durch die Schlucht fahren die Jungs im Winter mit den Ski und laufen im Sommer gerade mal zu Fuß ins Tal um paar erledigungen zu machen.
Aber es ist tasächlich so, am Tresen steht jetzt ein Markus und seine Frau... und nunja, ich würde sagen in Sachen Gastlichkeit könne die zwei noch allerhand dazu lernen.

Egal, heute geht es ins Tal, Strecke machen im Vinschgau ist heute gefragt. Nach allerhand feinen Trails stehen ca. 50km Radweg auf der Agenda. Im Tal angekommen treffen wir den Alten Pächter, Andreas mit seinen zwei Jungs. Was ein Zufall. Wir plaudern ein wenig über alte Zeiten und die Skitouren durch die Schlucht bis er auf der alten Vespa mit den zwei Jungs im Fußraum davon knattert. Der Radweg zieht sich doch auch ganz gut bis Naturns so das der Uphill mit 1400hm doch viel Zeit in Anspruch nimmt. Am Ende erreichen wir kurz nach 19:00 die Hütte und stürzen uns ungeduscht in den Gastraum. Heute haben wir die Hütte und die Schlafräume ganz für uns allein. Das wissen wir zu schätzen und beim Abschlussbier im Bettenlager werden wir langsam richtige Bikekumpels.






Der Morgen erwacht auf der Alm, das Licht verzaubert die Hütte und die umliegenden Berge zu einer Traumkulisse.


Wild sind die Trails ins Ultental, überwiegend S3 diskutieren wir über die Singletraiskala und der ein oder andere schiebt dann doch lieber sein Rad die steilen Absätze und Wurzeln runter. Bei St Gertraud geniessen wir ein hervorragendes Sütdiroler Mitagessen und machen uns weiter zum Rabbijoch. Anfangs gemütlich, dann mit steilsten Rampen und schiebestrecken erreichen wir den Passo del Rabbi und die dahinter liegende Haselgruber Hütte.

Die Haselgruberhütte oder auch Edelweisshütte liegt traumhaft auf einem Bergsims mit Blick in die Brenta. Leider ist es ein wenig zugezogen und Nebelig als wir ankommen. Die letzten Duschen kalt, weil das warme Wasser in den kleinen Speichern viel zu schnell verbraucht ist. Zum Glück macht die Dusche mit Eiskaltem Wasser aus dem oberhalb gelegnen Lago Corvo die Beine wieder frisch. Nach dem guten Italiänischen Essen und Wein machen wir uns zu Fuß noch einmal auf um diesen See, aus dem das kalte Duschwasser kommt näher zu erkunden.











Die Brentadolomiten versperren uns auch am Morgen ein wenig die Sicht mit Nebel. Trotzdem, die Abfahrt ist Geil! Die Trails bis Rabbi können alle ganz gut meistern und bei der ersten richtig italiänischen Cappucho Pause fühlen wir uns langsam so richtig angekommen in der Tour. Bei der Auffahrt nach Madonna die Campiglio geniessen wir dann bei bestem Wetter die Aussicht auf die Brenta.
Von Madonna gehts schon kurz nach dem Ort auf einen meega Trail im Wald, zwar nicht ewig lang, aber wunderbar über einen Geländerücken. Ich lasse einfach auch mal die Finger so weit es geht von der Bremse, der Trail lässt ordentlich Speed zu und macht so richtig Bock. Ballern wie die Seuche sagt Daniel immer :)





Gewitter hatten sie zunächst gemeldet, aber davon ist weit und breit nichts zu sehen. Deshalb verweilen wir kurz an einem kleinen See und gehen danach die nächste kurze Schiebepassage auf den Passo Bren d'Ors an. Von Oben bis zur Unterkunft geht es ewig auf Schotterwegen bergab. Am Ende kann man noch ne Abkürzung über nen kleinen Trail nehmen, das hatte ich schonmal gemacht. Dann sehen wir im Augenwinkel bzw auf der Karte von oben runter nen Trail der wieder auf den Hauptweg führt. Überlegt wird nicht lange,... alle stimmen mit ein, wir fahren den Trail.



Ganz schön holprig, mit vielen Absätzen, Steinen und steil wie Sau wird unser Abenteuer. Außer mir fährt eigentlich kaum noch jemand, aber die Laune verdirbt das niemandem. Immerhin besser als über den Schotterweg pflichten alle bei.
Okay, dann nehmen wir auch den zweiten Trail noch mit und sind bald am Rifugio Brenta angekommen.



Das Material hat bis hierhin ganz schön gelitten, Bremsbeläge wechseln müssen wir fast alle. Ich helfe Corinna beim wechseln der Bremsbeläge und schaffe das was nicht passieren darf. Bei der 4 Kolben Bremszange drückt dich beim zurückdrücken der Kolben auf der gegenüberliegenden Seite ein Kolben aus dem Sattel. Bremsflüssigkeit läuft aus, so ein sch...
Was nun? Kolben wieder rein, kein Problem, aber die Bremsflüssigkeit ist raus. Die Bremse tut nicht mehr das was sie soll, Bremswirkung Null.
Somit scheint der nächste Tourtag für Corinna gelaufen. Wir überlegen, eine Lösung muss her. Radladen? keiner im Umkreis von 50km, und wir haben ja auch kein Shuttle. Bremsflüssigkeit? Entlüftungskit? Der Hüttenchef hat keine Idee. Am Abend bietet Peter an seine Bremse herzugeben und über die Straße zu fahren, das hat er sich onehin überlegt um bischen entspannter am Gardasee anzukommen.
Früh aufstehen, Bremse umbauen... ja das geht.
Beim ausräumen der Räder aus dem Schuppen fällt mir dann ein alter Bauernschrank ins Auge. Vielleicht sollte ich nen Blick reinwerfen. Öl, Verdünnung, Farben,... Bremsflüssigkeit!!
Okay, das ja ein Ding. Ab ans Fahrrad und Bremse neu befüllen. Deckel vom Reservoir der Bremse abschrauben, Flüssigkeit nachfüllen, Bremshebel ziehen, Ventil am Sattel öffnen, ...schliessen, Hebel Loslassen. Das immer weiter, zwischedurch die Flüssigkeit im Reservoir nachfüllen und siehe da, die Bremse bekommt wieder Druck auf die Kolben.
Corinna umarmt mich herzlich und wir starten in die letzte Etappe.

Asphalt... und auch noch Bergab, aber die Landschaft ist wunderschön. So anders irgendwie. Wir sind in den Südalpen angekommen. Wir bestaunen von der Straße die tiefe Schlucht welche wir ganz easy über eine Brücke überqueren.



Ein letztes Higlight hab ich angekündigt, und da fahren wir gerade hoch. Auf den Monte Casale, anfangs ganz gemütlich, zum Finale abartig steil. Trocken ist es auch, kein Wasser weit und breit. Und zur großen Enttäuschung hat auch noch die Hütte da oben geschlossen. Ich hatte mich so auf die Einkehr da oben gefreut. Egal, dann auf zum Gipfel.




Der Monte Casale ist ein wunderschöner Gipfel und ganz schön luftig, nach Osten fällt es fast senkrecht in Sarca Tal ab und man kann von hier schon den Gardasee erblicken. Einmalig!






Wir sind hungrig und durstig, also machen wir uns weiter über den teils etwas unwegsamen Grat Richtung Süden. Auch nochmal anstrengend, noch mehr Durst...
Aber dann kommen ganz besondere Trails, riesige flache Steinplatten, teils bis zu 5-6 meter lang und breit. Wasser hat Rinnen in die Platten gespült, dadurch ist das Fahrgefühl ganz ungewöhnlich. Cool, sowas gibts auch nicht allzuoft. Nichtmehr lange und wir finden Wasser zum trinken am San Giovanni. Ach ja, und unterwegs begegnet uns bergauf ein Mädel mit Rad die aussieht wie auf Polarexpedition, so ist die eingepackt. Ich spreche sie einfach mal an und sie sagt das es noch vor einer Minute so heftig geregnet hat das sie alles angezogen hat was im Rucksack war. Wir haben nicht einen tropfen gesehen... haben wir wohl Glück gehabt.



Also fahren dann weiter zum Tennosee und rollen nach kurzer Beratung die Straße nach Riva del Garda runter. Alle wollen jetzt ankommen.
Da ist es geschafft, hungrig... aber das ist jetzt erstmal Egal. Erstmal zum Hafen in Riva und dann in die Eisdiele. Bierchen gibts da auch. Also stossen wir gemeinsam auf die schönen Tage an machen ein noch paar Bilder für die Galerie.

Baden im Gardasee, darauf haben wir die ganze Woche gewartet. Außer der Eisdusche am Rabbijoch gab es die ganze Woche keine Abkühlung im Wasser. Andreas kennt sich aus am Gardasee, und er führt uns zur schönsten Badestelle in Riva. Es dauert nicht lange, bis alle im Wasser sind.

Jaaaa.... die ganze Anstrengung die Woche hat sich gelohnt. Die Woche war ein Sommermärchen. Einfach wunderbar.

DANKE!




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